Aus für Geburtsstation im Johannisstift

Weil nicht genug Hebammen eingesetzt werden können, schließt das Johannisstift vorübergehend den Kreißsaal. Geburtshilfe zählt in Deutschland nicht zur Grundversorgung und wird im System der Krankenhausfinanzierung und Abrechnungspauschalen nicht angemessen vergütet.

"Hebammen leisten einen wesentlichen und unverzichtbaren Beitrag für Schwangere, Mütter und Neugeborene. Der kommerzielle Wettbewerb im Gesundheitssystem trifft auch in Paderborn gerade die Schwächsten", kritisiert Ratsfrau Elke Süsselbeck.

Hebammen berichten schon lange, dass sie im Kreissaal häufig drei Frauen parallel betreuen und regelmäßig Vertretungen übernehmen müssen, weil es zu wenig Hebammen gibt. Laut Hebammenverband verdienen freiberufliche Hebammen jährlich durchschnittlich 14000,- €, was einem Stundenlohn von 7,50 € entspricht. Hinzu kommen die Kosten für den Haftpflichtversicherungsschutz für freiberufliche Hebammen.

"Hier zeigt sich deutlich: unser Gesundheitssystem muss dringend saniert werden", sagt Süsselbeck. "Es darf nicht sein, dass durch Fallpauschalen Geburten zu einem Minusgeschäft werden." Auch die Arbeitsbedingungen der Hebammen müssten deutlich verbessert werden, um wieder mehr Menschen für diesen Beruf zu gewinnen und so Personalengpässe zu vermeiden.

"Unsere guten Wünsche gehen an alle 80 Frauen und ihre Familien, die aufgrund der Schließung der Geburtsstation nun ihre Geburten neu planen müssen." Es sei nachgewiesen, dass gut vorbereitete Eltern kürzere Geburten mit weniger Komplikationen hätten. "Auch deshalb sollten Hebammen mehr verdienen, als sie derzeit bekommen", meint die Ratsfrau.