Obdachlosigkeit von Frauen - Die im Dunkeln sieht man nicht
Die Anfragen von wohnungslosen Frauen im Stadtgebiet Paderborn steigen jährlich und haben 2024 ihren bisherigen Höchststand erreicht, berichteten die Sozialarbeiterinnen der KIM Frauenanlaufstelle, Kerstin Veenhof und Heike Kokenbrink. 51 Frauen hatten sich da auf die sieben vorhandenen Wohnangebote gemeldet. Das sei nur die Spitze des Eisberges, da waren sich beide Sozialarbeiterinnen einig.
Obdachlosigkeit von Frauen steht nicht im Fokus der Öffentlichkeit. Das war der Anlass für die Mitglieder der Paderborner Linksfraktion. "Worin unterscheidet sich die Wohnungslosigkeit von Männern und Frauen", wollte Elke Süsselbeck, Mitglied im Sozialausschuss und der Gleichstellungskommission, wissen. Viele betroffene Frauen hätten gar nicht den Mut, ihren Hilfebedarf anzumelden, die Scham sei zu groß. "Frauen begeben sich viel häufiger in Abhängigkeitsverhältnisse, um nicht auf der Straße zu landen. Typisch ist auch, dass sie versuchen, ihre Situation zu verheimlichen, so dass sie auch im Stadtbild weniger sichtbar sind", so Heike Kokenbrink.
Dabei ist die Wohnungslosigkeit für Frauen besonders belastend und gefährlich. "Frauen werden häufig sexuell bedrängt oder es werden sexuelle Handlungen im Gegenzug für Übernachtungsmöglichkeiten erwartet, oder Gegenleistungen hauswirtschaftlicher Art," ergänzte Roswitha Köllner. Umso wichtiger ist das Angebot der Anlaufstelle, wohnungslose Frauen bei ihrem Weg zurück in die Gesellschaft zu unterstützen und zwar Schritt für Schritt und jeweils im eigenen Tempo. "Wichtig ist auch der Austausch der betroffenen Frauen untereinander", erläuterte Kerstin Veenhof, "die Offenheit, über das Erlebte sprechen zu können, führt zu Solidarisierungen und wirkt der Vereinzelung entgegen."
Vier möblierte Zimmer, die eine Art Wohngemeinschaft bilden, sowie zwei Appartements und eine kleine Wohnung, also insgesamt sieben Plätze kann die Anlaufstelle anbieten. Beide Sozialarbeiterinnen arbeiten Teilzeit, zusammen etwas mehr als eine Vollzeitstelle. Wenn betroffene Frauen wieder Fuß gefasst haben, helfen die Hauptamtlichen auch bei der Wohnungssuche. Ihr aktueller Ruf nach Wohnungsangeboten verhallte jedoch ungehört, Vermieter*innen meldeten sich nicht. Das Angebot für wohnungslose Frauen im Stadtgebiet Paderborn reicht nicht aus. Der Bedarf ist deutlich größer.